»Schrift und Graphisches im Vergleich« XVII. Tagung der DGAVL in Bochum 06.-09.06.2017

Organisation: Prof. Dr. Monika Schmitz Emans, Prof. Dr. Linda Simonis

Call for Papers

Das Thema der Schrift und Schriftlichkeit hat im Fahrwasser der Arbeiten Jacques Derridas, Jack Goodys, Walter Ongs und Roland Barthes’ verstärkte Aufmerksamkeit erfahren und ist inzwischen zu einem nunmehr klassischen Gegenstand philologischer und kulturwissenschaftlicher Forschung geworden. Nachdem diese Thematik in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen und Facetten mithin schon seit geraumer Zeit in unterschiedlichen disziplinären Kontexten diskutiert werden, verzeichnet sie in jüngster Zeit – nicht zuletzt vor der Folie medienanalytischer und wissenstheoretischer Forschungen (Bruno Latour, Gaston Bachelard, Hans-Jörg Rheinberger, Sibylle Krämer) – eine erneute Konjunktur. Das besondere, bis heute anhaltende Interesse dieser Problematik hat vor allem damit zu tun, dass sich mit ihrer Erforschung eine Reihe von systematischen Gesichtspunkten und Fragestellungen verbinden, die für unser Verständnis von Sprache und Literatur, ja von Kultur überhaupt grundlegend sind.

Das Besondere von Schrift scheint, so ließe sich in einer ersten Annäherung formulieren, darin zu bestehen, dass sie eine Technik darstellt, die es erlaubt, etwas zu fixieren und dauerhaft festzuhalten. An diese Beobachtung anschließend ist zu fragen nach dem Verhältnis von Schreiben als Operation und Schrift als deren Produkt und Resultat, das seinerseits spezifische mediale, ästhetische und diskursive Effekte hervorruft. Die Frage nach der philologischen und ästhetischen Beschaffenheit und Funktionsweisen von Schrift ist somit aufs engste verknüpft mit der Frage nach ihrer spezifischen Medialität sowie den mit ihr einhergehenden wahrnehmungsästhetischen, künstlerischen und machtgeschichtlichen Wirkungspotentialen.
Die geplante Tagung der DGAVL möchte das genannte Thema aufgreifen, um es aus einer komparatistischen Perspektive erneut zu erkunden. Dabei gehen wir im Einklang mit einer neueren Forschungstendenz von einem weiteren Konzept von Schriftlichkeit aus, das neben der alphabetischen bzw. sprachlichen Schrift auch andere Formen des Grafischen (ikonische Zeichen, Punkte, Striche, Markierungen etc.) in seinen Gegenstandsbereich mit einbezieht. Einen innovativen Impuls und Erkenntnisgewinn erhoffen wir uns dabei von einem dezidiert vergleichenden Zugang: erwünscht sind Beiträge, die den literarischen, bildkünstlerischen oder medialen Umgang mit Schrift und Grafischem unter einem vergleichenden Blickwinkel untersuchen, wobei sich verschiedene Vergleichshinsichten anbieten.

So ließe sich die Rolle von Schrift und Grafischem etwa (wahlweise) unter folgenden Gesichtspunkten untersuchen:

1. in unterschiedlichen Sprachen und Nationalliteraturen,
2. in verschiedenen Gattungen und Textsorten,
3. in verschiedenen historischen Epochen oder unterschiedlichen literarischen/künstlerischen Stilrichtungen,
4. in verschiedenen Medien (z.B. Bild und Text, Fotografie, Film, Musik etc.)
5. in verschiedenen Disziplinen und/oder gesellschaftlichen Bereichen: Literatur, Philosophie, Kunst, Wissenschaft, Recht, Religion etc.
6. in verschiedenen handschriftlichen oder typografischen Ausprägungen oder in unterschiedlichen Aufzeichnungssystemen
7. in unterschiedlichen Materialien und Aggregatszuständen.
8. aus der Perspektive unterschiedlicher Theorien und methodischer Ansätze
9. in Relation oder Kontrast zu gesprochener Rede bzw. mündlichen Äußerungsformen
10. im Vergleich unterschiedlicher Wahrnehmungsweisen und perzeptiver Dimensionen von Schrift bzw. grafischen Elementen

Um die Einsendung von Themenvorschlägen mit Kurzexposés (bis zu max. 2.500 Zeichen inklusive Leerzeichen) und Kurzbiographien an dgavl2017@ruhr-uni-bochum.de  wird bis zum 15. Juli 2016 gebeten.

Adressen der Organisatorinnen:

Prof. Dr. Monika Schmitz-Emans und Prof. Dr. Linda Simonis
Ruhr-Universität Bochum
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft
Universitätsstr. 150
44780 Bochum

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