»Comparative Arts. Neue Ansätze zu einer universellen Ästhetik« XIV. Tagung der DGAVL in Münster vom 26. – 28. November 2008

Call for Papers

Leitung: Prof. Dr. Achim Hölter

Die Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft hat insbesondere in ihrer systematischen Variante seit jeher auf Universalien abgezielt. Diese Allgemeinbegriffe betrafen innerhalb des philologischen Horizontes vor allem die Gebiete der Rhetorik und Poetik: Die Rhetorik als ein terminologisch orientiertes Lehrgebiet muß sich ohnehin intensiv mit der Frage der Transferierbarkeit auseinandersetzen; und in der Gattungstheorie manifestiert sich die Relevanz generischer Konzepte, insofern hier permanent Diachronie und Synchronie aufeinander bezogen und aneinander verifiziert werden. Im disziplinären Rahmen der Komparatistik entwickelten sich nach dem wirkungsmächtigen Stichwort einer „wechselseitigen Erhellung der Künste“ (Walzel) einerseits und Anläufen zu einer „Allgemeinen Kunstwissenschaft“ zu Beginn des 20. Jahrhunderts (Utitz) aus den inzwischen nicht mehr umstrittenen Ansätzen der amerikanischen Komparatistenschule mannigfache Studien zum Verhältnis zwischen Literatur und anderen Künsten. Diese Relation wird gemeinhin unter dem in mehrfacher Hinsicht nicht trennscharfen Begriff „Intermedialität“ zusammengefaßt. Andererseits haben traditionelle ästhetische Kernbegriffe wie z.B. der des „Erhabenen“ im Kontext der französischen Kulturtheorie seit den 1980er Jahren auf eine Weise neue Aufmerksamkeit erfahren, daß – jenseits prinzipieller oder transkultureller Sprachskepsis – der Impuls zur Auslotung des allgemein Aussagbaren vielerorts wieder aufgegriffen wurde. Faßt man diese beiden Grenzüberschreitungsgesten – die von der Literatur zu den anderen Künsten/ Medien und die von einer Kultur zur anderen – zusammen, so resultiert daraus die unübersehbare Tendenz, für die Künste generelle formale Aussagen zu erzielen. Dies geschieht nicht selten auf der Basis philologisch-komparatistischer Erfahrung und Terminologie, welche ein traditionales diskursives Archiv bereitstellen, das auf mannigfache Weise den Primat des Sprachlichen untermauert. Ob dieses Forschungsgebiet nun als Teilgebiet der Komparatistik oder übergreifend als „comparative arts“ oder „interart studies“ akzentuiert wird – entscheidend ist dabei eine genaue Abmessung von Desideraten und Arbeitsfeldern und eine präzise Exploration des Möglichen.

Denkbar wären Beiträge wissenschaftsgeschichtlichen Charakters, die nicht zuletzt auch ins Gedächtnis rufen könnten, welchen Stand die Debatte – seit Aristoteles, Batteux, Marmontel, Lessing oder Sulzer – schon einmal erreicht hatte und aufgrund welcher Prämissen. Ebenso bedürfte es eines Spektrums an Beiträgen über den aktuellen Stand einer übergreifenden Ästhetik, die sich ja ebenso aus der Kunst- und Medienwissenschaft wie aus der Philosophie speist. Anläufe zu einer analytischen Ästhetik stünden dabei für die Bemühung um intersubjektiv absicherbare Aussagen. Daß die Sprache eine zentrale Rolle bei der Frage der Übertragbarkeit spielt (im doppelten Sinn: zwischen den Künsten, zwischen den Kulturen), bedürfte einer ausführlichen Debatte, die sich etwa auch der weitgehend metaphorischen Verwendung philologischer Termini in anderen Diskursen (z.B. Architekturkritik) widmen könnte. Als Gebiet besonderen Widerstands gegen jede sprachliche Decodierung sowie jeden direkten terminologischen Transfer könnte demgegenüber die „absolute“ Musik in den Blick kommen. Kernphänomene wie etwa das Komische oder das Konzeptpaar Pathos vs. Ironie könnten künsteüberschreitend geprüft werden, bis hin zur Integration beinahe globaler Phänomene wie Epochenstrukturen (Barock, Moderne) oder Verfahrensweisen (Theatralität, ästhetische Selbstreferenz, Narration).
Für die zweitägige Fachkonferenz bieten sich folgende Arbeitsgebiete an:

• Geschichte der allgemeinen Kunsttheorie

• Medienübergreifende ästhetische Praktiken zwischen Synästhesie, Gesamtkunstwerk und Hybridisierung

• Paragone – der Wettbewerb der Künste

• Allgemeine Kunsttheorie heute – Stand der Debatte und Fallstudien

• „Intermedialität“ oder „interart studies“?

• Transferprobleme zwischen Sprachen, Kulturen oder Medien – Theorie der Vergleichbarkeit

• Perspektiven einer universalen Terminologie – Auf dem Weg zu einer ästhetischen Supertheorie?

Als Vorarbeit sei verwiesen auf: Achim Hölter: „Eine erste bibliographische Handliste von Reallexika zur Literaturwissenschaft seit 1900“, in: „Komparatistik“ 2005/6 (S. 131-140). Eine orientierende Auswahlbibliographie „Interart Studies/ Comparative Arts“ können Sie auf der Netzseite der DGAVL unter der Tagungsankündigung einsehen.
Damit genug Zeit für Diskussionen bleibt, sollten die Vorträge die Dauer von 30 Minuten nicht überschreiten und in deutscher, englischer oder französischer Sprache gehalten werden. Wir bitten Sie, Ihren Themenvorschlag mit einem kurzen Exposé und ggf. einem kurzen persönlichen Profil bis zum 31.3.2008 per Mail zu senden an info@dgavl.de.
Der Vorstand der DGAVL wird auf der Basis der eingegangenen Vorschläge über die Einladung entscheiden; bitte haben Sie Verständnis dafür, daß möglicherweise eine Auswahl getroffen werden muß. Nähere Einzelheiten werden per Rundmail rechtzeitig kommuniziert.

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